Die Impfquoten gegen Humane Papillomviren (HPV) stagnieren in Deutschland weiterhin auf niedrigem Niveau. Eine aktuelle Auswertung des Wissenschaftlichen Instituts der AOK (WIdO) zeigt, dass insbesondere bei 15-jährigen Mädchen kaum Fortschritte erzielt werden. Die Daten verdeutlichen die Herausforderungen bei der Umsetzung der WHO-Ziele und weisen auf erhebliche regionale Unterschiede hin.

ZENTRALE Überblick

  • Nur 49,5 Prozent der 15-jährigen Mädchen in Deutschland sind 2024 vollständig gegen HPV geimpft, das WHO-Ziel von 90 Prozent bleibt in weiter Ferne
  • Impfquote bei Jungen liegt mit 30 Prozent weiterhin deutlich niedriger, trotz Impfempfehlung seit 2018
  • Starke regionale Unterschiede: In Sachsen-Anhalt sind 65,7 Prozent der Mädchen geimpft, in Bremen nur 32,9 Prozent

Aktueller Stand der HPV-Impfung

Im dritten Quartal 2024 lag die vollständige HPV-Impfquote bei 15-jährigen Mädchen bundesweit bei 49,5 Prozent. Dieser Wert ist leicht niedriger als im Vorjahr und liegt nur wenig über dem Niveau vor der Corona-Pandemie. Die Impfung schützt vor Infektionen mit Hochrisiko-HPV-Typen, die überwiegend sexuell übertragen werden und langfristig Gebärmutterhalskrebs verursachen können. In Deutschland erkrankten 2022 rund 4.388 Frauen neu an Gebärmutterhalskrebs, 1.413 Frauen starben daran. Die Impfung ist besonders wirksam, wenn sie vor dem ersten Geschlechtsverkehr abgeschlossen wird. Für einen vollständigen Schutz sind zwei Impfungen im Alter von 9 bis 15 Jahren notwendig, Nachholimpfungen sind bis zum 18. Geburtstag möglich.

Impfquoten bei Jungen und Entwicklung seit 2019

Seit 2018 empfiehlt die Ständige Impfkommission die HPV-Impfung auch für Jungen. Dennoch sind 2024 nur 30 Prozent der Jungen vollständig geimpft, mindestens einmal geimpft sind 40 Prozent. Nach einem Anstieg der Impfquote von 2019 bis 2024 ist die Impfaktivität während der Corona-Pandemie eingebrochen und erholt sich erst langsam wieder. Die Impfung schützt Jungen nicht nur selbst vor bestimmten Krebsarten, sondern trägt auch zur Verringerung der Virusübertragung bei.

Die WIdO-Auswertung zeigt erhebliche Unterschiede zwischen den Bundesländern. In Sachsen-Anhalt sind 65,7 Prozent der 15-jährigen Mädchen vollständig geimpft, in Bremen nur 32,9 Prozent. Insgesamt erreichen die östlichen Bundesländer (ohne Berlin) Impfquoten von mindestens 60 Prozent, während der Westen im Schnitt bei 47 Prozent liegt. Auch bei Jungen sind die Unterschiede groß: In Sachsen-Anhalt stieg die Quote von 7 Prozent (2019) auf 47 Prozent (2024), in Bremen nur von 1 auf 18 Prozent.

Europäischer Vergleich und WHO-Ziel

Im europäischen Vergleich liegt Deutschland 2023 auf Platz 19. Spitzenreiter wie Island, Norwegen, Portugal, Spanien und Schweden erreichen Impfquoten zwischen 85 und 96 Prozent. Das WHO-Ziel sieht vor, dass bis 2030 mindestens 90 Prozent der 15-jährigen Mädchen vollständig gegen HPV geimpft sind. Deutschland bleibt davon weit entfernt.

Ursachen der Stagnation und Ausblick

Die Stagnation der Impfquoten ist auf die pandemiebedingten Einbrüche bei den Impfungen zurückzuführen. Die Impfaktivität nähert sich zwar wieder dem Vorkrisenniveau an, reicht aber nicht aus, um das WHO-Ziel zu erreichen. Die Zahlen deuten darauf hin, dass für kommende Jahrgänge noch Nachholbedarf besteht. Besonders in den westlichen Bundesländern und bei Jungen sind verstärkte Aufklärungs- und Impfmaßnahmen erforderlich.

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